Wie mich die Quitte zur Volksheilkunde brachte (+ viele Rezepte)

Vor mehr als 15 Jahren bekam ich zwei Birnenquittenableger von einer lieben Freundin geschenkt. Eher unscheinbar und fast vergessen, wuchsen sie hinterem Haus vor sich hin. Früchte waren lange keine und später auch nur spärlich vorhanden.
Ich wusste nicht wirklich was anfangen damit. Doch als ich an meinen Händen offene, schmerzende Stellen bekam, da konnte mir die Quitte sehr gut helfen. Zufällig stolperte ich in einem Artikel über den Schatz, den die Quitte in sich trägt. Nämlich die Kerne, sie sind ummantelt von einer heilsamen Wachschicht die hauptsächlich aus Schleimstoffen besteht. Diese Kerne und Schalen der Quitte in Öl ausgezogen, ergeben die Basis für eine gute Heilsalbe. Ich las, dass bereits in der Antike eine Quitten-Heilsalbe wegen der entzündungshemmenden, wundheilenden und zusammenziehenden Wirkung als gesundheitsfördernd bei offenen Händen, Brandwunden und auch als Schönheitselixier angewendet wurde.

Salbenöfnchen

Genau in diesem Jahr trug mein, schon etwas größer gewordener, Quittenstrauch reichlich Früchte. Mit fast meditativer Zuneigung bereitete ich das Quitten-Öl sanft dahin schmurgelnd in einem Salbenöfchen zu. Dieses habe ich in einer Keramikwerkstatt unserer Stadt anfertigen lassen. Dreimal fragte mich die Keramikerin wie es aussehen soll, denn sie kannte dies nicht. Ähnlich einer Teelichthalterung, nur der obere Teil etwas größer, mit Henkel und Ausgießer. Das erste Exemplar war klein und wunderschön. Das Zweite musste größer werden.
Zurück zum Quitten Öl, ich verwendete damals noch gutes Schweinefett vom Demeter-Bauern. Zufällig kam ich im Kindergarten meiner jüngsten Tochter, Sophie, mit einer Oma eines Kindergartenkindes ins Gespräch. Sie war Imkerin und schenkte mir einen richtigen Klumpen schönes, gelbes und naturbelassenes Bienenwachs. Dieses mit dem Quitten-Öl vermischt, wurde zu einer wunderbaren Heilsalbe. Meinen Händen tat diese Salbe ausgesprochen gut. Ich fühlte bei jedem Eincremen, wie eine schützende Schicht meine Hände einhüllte. Zu Weihnachten gab es dann Quittenhandcreme als Geschenk für die lieben Verwandten. Heute noch fragen sie nach der guten Salbe, die für rissige Hände im Winter so gut half.

 

 

Rezept Quittensalbe

Man nimmt die geraspelte Frucht von 1-2 Quitten samt Kerngehäuse und herausgelöster Kerne und vermischt sie mit einem geruchsneutralen Öl (100ml) oder auch Schweinefett. Dann wird erwärmt und unter Siedetemperatur 1 Stunde ziehen gelassen. Über Nacht lässt man das Öl zugedeckt stehen. Dies wiederholt man 3 Tage hintereinander und erhält somit das wertvolle Quitten-Öl. Mit gutem Bienenwachs (10g) vom Imker verschmelzen und in Gläser abfüllen, erst abkühlen lassen und dann verschließen. Dunkel und kühl lagern.
Dieser Erfolg machte mich neugierig und ich begann mich für Hausmittel zu interessieren. Eine liebe Bekannte machte mich aufmerksam, dass es in unserer Stadt eine Kräuterausbildung nach Schlifni gibt. Dies wusste ich nicht, schnell habe ich mich, im nächsten Herbst darauf, angemeldet und bekam, Gottseidank, einen Platz. Diese eineinhalb-jährige Ausbildung war der reinste Segen für mich. Ich habe einen großen Einblicke in die Kräuterkunde bekommen. Die Exkursionen zu den Kräuterkundigen waren so erlebnisreich, spannend und interessant, dass ich mich jedes Mal darauf freute. Ein Kraftakt war es schon, da ich berufstätig bin und drei Kinder habe. Ohne meinen Mann wäre vieles nicht möglich gewesen.
Als fünftes Kind in einer Bauernfamilie aufgewachsen, wusste ich, was arbeiten in und mit der Natur bedeutet. Meine Mutter gartelt immer noch rüstig, trotz ihres Alters, im eigenen Bauerngarten. Mit der Zeit und durch den Kurs bin ich wieder ein großes Stück näher zum Naturmenschen geworden, der ich ohnehin im Innersten immer war.
Ignaz Schlifni war bei uns zu Hause bekannt, von den Ausflügen mit den Senioren, wo meine Eltern dabei waren. Er selbst kam per Fußmarsch über einen Abschnitt des Hemma-Weges, Schwarze Muttergottes, eine Kapelle mitten im Wald, auf Besuch zu uns gewandert. Von dem her passt alles sehr gut zusammen und wieder schließt sich ein Kreis.

Tee aus Quittenchips

Noch Interessantes zur Quitte:

Bereits Hildegard von Bingen schrieb vor rund 1000 Jahren: „Der Quittenbaum, seine Frucht ist warm und trocken und hat eine gute Mischung in sich. Wenn die Quitte reif ist, schadet sie selbst roh genossen weder dem gesunden noch dem kranken Menschen. Sie ist aber eher bekömmlich, wenn sie gekocht ist.“ und „…denn wer gichtkrank ist, esse oft diese Frucht gekocht und gebraten, und sie unterdrückt die Gicht in ihm“ (Physica)
Die Quitte (Cydonia oblonga) gehört zu den Rosengewächsen und beinhaltet unter anderem viel Vitamin C, E, Natrium, Kalium, Folsäure, Mangan, Kupfer und Zink. Verarbeitet in Marmelade, Gelee, Kompott, in Butter gebraten oder im Backrohr gebacken, ist die Quitte besonders fein im Geschmack. 200g Quitte täglich decken 35% des Vitamin C Bedarfs und 8% Vitamin E, 12 % Folsäure und 5 % Mangan. In der Volksheilkunde werden die getrockneten Kerne bei Entzündungen der Schleimhäute verwendet. Sie bestehen zum Großteil aus Schleimstoffen. Zur Beruhigung gereizter und entzündeter Schleimhäute von Magen und Darm genügt es, einen Teelöffel getrockneter Kerne pro Tasse mit lauwarmem Wasser zu übergießen, eine Stunde stehen zu lassen, abzusieben und dann davon zu trinken.

Vielerorts bekannt ist der Quittenkäs:

1 kg Frucht, abreiben und waschen, ungeschält in Achtel schneiden, Kerngehäuse entfernen. Mit 125ml Wasser zugedeckt ca. 30 Minuten kochen, durch ein Sieb streichen und nochmals unter ständigem Rühren aufkochen und mit 1 kg Gelierzucker und 2 EL Rum 10 Minuten kochen. Auf ein Backpapier streichen und über Nacht im Ofen trocknen, in Würfel schneiden und eventuell in Zucker wälzen. Bereits täglich ein Stück genossen deckt den Kalium- und Kupferbedarf eines Tages.
Die Abschnittreste samt Kerngehäuse ergeben noch einen guten Tee, den man gleich bei der Verarbeitung genießen kann.
Die Frucht in dünne Spalten schneiden, trocknen und in Gläser aufbewahren, so kann man sie auch konservieren. Für einen aromatischen Tee im Winter oder man zerbröselt die getrockneten Spalten in Jogurt oder Müsli.

Köstlicher Quittenlikör

Zum Schluss noch ein Schmankerl:

Quittenlikör: 1 kg Quitten, 1 Stange Zimt, Saft einer Zitrone mit 32%igen Alkohol aufgießen und 5 – 6 Wochen an einen warmen Ort stehen lassen. Abseihen und mit aufgelöstem Kandiszucker abschmecken. Im zweiten Jahr erst gebraucht, schmeckt er wesentlich besser.
Die Quitte ist zu meine Lieblingsfrucht geworden. Sie hat mir innerlich als Heilnahrung und äußerlich als Salbe geholfen.
Ich hoffe, ich konnte Lust auf die Quitte machen.

Sibylle Stromberger
FNL-Kräuterexpertin

 

Wurzelwein bei Husten und Heiserkeit

Es gibt Pflanzen, die speziell auf die Lunge und die Atemwege wirken. Dazu gehören vorneweg Alant und Bibernelle – Das Kraut der Redner und Sänger. Süßholz wirkt als Synergist für alle Hustenkräuter und verstärkt deren Wirkung. Thymian als kraftvoller Begleiter darf nicht fehlen. Als Grundlage nehmen wir einen Portwein oder Sherry, denn durch den etwas
höheren Alkoholgehalt werden die Inhaltsstoffe besser extrahiert.

Zutaten für 0,5l:

Eine Flasche guten Portwein.
Je 1 EL frische kleingeschnittene Wurzeln von
-Gartenalant (Inula helenium)
-Bibernelle (Pimpinella saxifraga oderP. major)
Bei getrockneten Wurzeln die Menge halbieren.
-1 EL Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) getrocknet aus der Apotheke
-1/2 EL frischer Thymian (Thymus vulgaris) .
-2 EL heimischer Bienenhonig

Beim Wurzelwein werden alle Zutaten in ein großes Weißglas gegeben. Mit dem Portwein übergießen und 2 Wochen stehen lassen. Täglich einmal schwenken nicht vergessen. Dann filtern und in saubere Flaschen füllen. Falls es akut ist und schneller gehen muss, die Pflanzenteile im Wein etwa 15 Minuten köcheln lassen. Dann vom Herd nehmen und abkühlen lassen.
Sobald dieser nur noch etwa 40 Grad hat, den Bienenhonig dazugeben. Ab 45 Grad wird der Großteil der heilsamen Inhaltsstoffe des Honigs zunichte gemacht.
Sobald der Honig geschmolzen ist, das Ganze abfiltern, in eine saubere Flasche abfüllen und 2x täglich ½ Stamperl vor dem Essen genießen.
Haltbar etwa 3 Monate.

Liebe Grüße, viel Gesundheit und Genuss!
Margot Fuchs
FNL Referentin in Vorarlberg & Allgäu