Klatsch & Tratsch aus dem Wiesen-Zoo

Vergnüglich-Lehrsames über köstliche Kräuter von FNL-Referentinnen Ulrike Baldessarini & Ulrike Möderndorfer

Was hat es auf sich, dass sich Sir Bonus Henry und Frau Holle gemeinsam mit Hühnerdarm und Taubenkropf unter dem Motto „veganer Teller“ treffen?

Nach intensiven Recherchen in höchsten Pflanzenkreisen sind ein paar Fakten durchgesickert, die endlich auch das Volk wissen soll, um sie im Alltag einbauen zu können.
Sir Bonus Henry hat sich schon immer sehr wohl in Menschennähe gefühlt. Vor allem den Frauen ist er sehr zugetan, wenn sie ihm Beachtung schenken.
Sir Henry hat auch noch einen zweiten Namen unter dem er bei so mancher Kräuterfrau bekannt ist, nämlich „Guter Heinrich“. Auch bei den Adeligen ist er sehr angesehen, aber hier unter seinem „richtigen“ Namen „Blitum Bonus henricus“ aus der Familie der Amaranthaceae.
Jetzt ist seine Zeit gekommen, dass er sich zu Erkennen zeigt. Seine grüne Zipfelmütze sitzt auf einem Stängel, der mit gänsefußähnlichen Blättern umgeben ist. Das Berühren der Pflanze,die sich körnig mehlig anfühlen, das liebevolle darüberstreichen hinterlässt Spuren auf deiner Hand.
Vielleicht momentan etwas irritierend, aber am Teller als Spinat oder als Insider-Tipp für leidenschaftslose Spinatesser, kross mit etwas Öl oder Butterschmalz (noch besser) geschwenkt, ein Leckerbissen der Sonderklasse.
Seinen Namen „Guter Heinrich“ muss er immer wieder unter Beweis stellen, da er von seiner grünen „Rivalin Lady Urtica dioica“ (große Brennnessel), immer wieder verdrängt wird. Nicht nur was den Ort der Ansiedelung angeht – beide lieben nitratreichen Boden, u.a. in der Nähe von Komposthäufen – sondern auch in der Verwendung als Heil- und Küchenkraut. Als Heilkraut muss er jetzt noch ganz schön Gas geben, da seine Kieselsäure, die er den Damen zur Bindegewebestärkung zur Verfügung stellt, in der Damenszene noch nicht wirklich gegriffen hat. Auch auf seine Unterstützung, was unsere Denkleistung angeht, ist es notwendig, noch extra darauf hinzuweisen.

Und dann ist auch noch Fräulein Stellaria mitten im Geschehen am Teller. Ihr Volksname „Hühnerdarm“ schmeichelt ihr nicht sehr, auch der Name Vogelmiere wird ihrer Bedeutung als Heilkraut nicht gerecht. Ob als Grüngetränk (Smoothie), als Erbsenersatz im Erbsenreis oder einfach nur als Topfen-Brotaufstrich mit Maisgeschmack. Deine Zunge erinnert sich sofort an den Geschmack von jungen Erbsen oder Mais. Dieses zarte, feingegliederte Pflänzchen, das sich nur in qualitativ hochwertigen Böden ansiedelt, ist nicht nur ein Pflaster für geschundene Erde, sondern auch ein Trostbringer für deine Haut. Wieder ist es die Kieselerde, die dich von innen reinigt, deine Haut verjüngt, deine Lunge pflegt. Die Kombination ihrer Inhaltsstoffe, u.a. auch noch Kalium, Vit. C, Mineralien macht dieses „Mitkraut“ zum absoluten Heilkraut. Bei Hildegard von Bingen ist es das erste Mittel bei Verstauchungen. Schnell zusammengerupft aus dem Garten, zerquetschen und als Wickel auflegen. Es profitiert nicht nur dein Wohlbefinden, sondern auch jenes deiner Hühner. Ein Sonntagsschmaus, das kein Huhn verschmäht… und sie danken es dir mit besonders großen Eiern für dein Frühstücksei am Sonntag. Dann kann es schon sein, dass sie Sonntags auch mal zwei legen. Stellarias liebster Platz ist das Gemüsebeet und von dort schaut sie Richtung Sir Henry, den sie um sein Ansehen bei den Menschen beneidet. Wie gerne würde auch sie wieder mehr am grünen Teller Platz finden.

Schauen wir mal was Frau Silene dazu sagt. Sie wiegt ihr glockiges Köpfchen schon hin und her und ihre länglichen bläulich-grünen Blätter winken schon ganz aufgeregt, weil sie spüren, dass endlich Klartext am Teller gesprochen wird. Denn auch Frau Silene vulgaris wird oft als „Mies-Kraut“ angesprochen, da ihr volkstümlicher Name ihr wahres Wesen verschleiert. Taubenkropf-Leimkraut ist zwar ein Zungenbrecher, aber am Gaumen können die Aromen der jungen Blätter und später dann auch jene der Blüten ihre ganze Pracht entfalten. Ob als Blüten-Würzsalz oder als Risotto mit den jungen Blättern. Frau Silene kann der Hausfrau zu einem Stern verhelfen, wenn man sie nur endlich wieder auf einer gesunden farbenfrohen Wiese findet und am Teller wertschätzen könnte. Dass, das Essen mit ihr auch gut verdaut werden kann, dafür sorgt sie mit einem gallenflussanregendem Inhaltsstoff.
Das Positive an diesem Klatsch-Tratsch ist, dass sich alle drei auf diesen veganen Zoo-Teller eingefunden haben und unter der Weisheit von Frau Holle bewusst wurde, dass der Geschmack am Teller gemeinsam noch gaumenfreundlicher wird. Dir lehrt Frau Holle, dass vieles was grün ist auch schmecken kann. 😊

 

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