Wickel – altes, wirksames Hausmittel

Wickel waren und sind ein uraltes Hausmittel. Schon vor langer Zeit wurden Wasser, Heilpflanzenbrei und Schlamm als heilende Auflage verwendet und von vielen Heilkundigen beschrieben. Erste Hinweise stammen sogar aus dem alten Ägypten.

Was ist was?

Bei einem klassischen Wickel werden ein oder mehrere Tücher um einen Körperteil oder um den ganzen Körper herumgewickelt. Der klassische Wickel verlangt auch nach mehr Zeit und Ruhe. Unterschieden wird zwischen Teilwickel oder Ganzwickel.

Weiters gibt es noch die Begriffe Auflagen, Kompressen, Umschlag, Packungen (alles auf eine begrenze Körperstelle bezogen) und Kataplasmen (Breiauflagen wie zB aus Beinwell oder Heilerde).

Die Wirkung dieser Heilanwendung ist ein wahres Rundumpaket. Sie beruht auf einem Zusammenspiel mehrerer Faktorn. Diese sind: die Substanzwirkung der pflanzlichen Stoffe, die physikalische Wirkung durch Wärme und Kälte sowie die zusätzliche aufmerksame Zuwendung und die sanfte Berührung, die Nähe und das Ansprechen der Sinne durch angenehme Düfte. Besonders wohl tut das Gefühl von Geborgenheit und Fürsorge.

Man nehme… Wickelmaterialien:

Ein Wickel besteht aus mindestens 2 Tüchern, dem Innen- und Außentuch. Bei Bedarf (zB bei Wickelzusätzen) verwenden Sie ein schützendes Zwischentuch. Es sollten nur Naturfasern verwendet werden, da synthetische Stoffe zu wenig feuchtigkeits- und luftdurchlässig sind. Bei neuen Stoffen Imprägnierung gut auswaschen oder alte gebrauchte Stoffe (Baumwoll- oder Leinentücher, Geschirrtücher, Bettlaken, Waschhandschuh, Flanell) verwenden. Aus hygienischen Gründen sollte das Innentuch auskochbar sein. Für bessere Durchwärmung Heilwolle als Zwischentuch verwenden. Beim Außentuch sorgt eine Befestigung (Klebepflaster, Klettverschluss) dafür, dass nichts verrutscht. Für warme Wickel ist noch eine Wärmequelle notwendig zB Wärmeflasche oder Kirschkernkissen.

Die Inhaltsstoffe des Wickels werden direkt über die Haut aufgenommen. Wie immer gilt: auf die Qualität achten oder Heilpflanzen gleich im eigenen Garten sammeln und schonend weiterverarbeiten.

Die richtige Temperatur

Wärme wirkt entspannend:

Wärme entkrampft und entspannt und sorgt für körperliches und seelisches Wohlbefinden. Wärmeflaschen, Getreide- und Leinsamenkissen geben trockene Wärme. Die feuchte Wärme eines Bauch- oder Nackenwickels wirkt intensiver, weil das feuchte Tuch die Wärme besser leitet. Das Tuch immer gut auswringen und nicht zu heiß auflegen. Wärme soll immer im Wohlfühlbereich liegen, damit Gehirn, Nervensystem und Muskeln auf Entspannung gehen können.

Temperierte Wickel sind schonender als heiße Wickel und deshalb für Kinder und Alte Menschen besonders geeignet.

Kälte wirkt anregend:

Kalte Temperaturreize kurbeln die Anwehrkräfte an. Sie unterstützen allgemein die Körpersysteme und gezielt den Heilungsprozess bei einer Krankheit. Kalte Wickel wirken je nach Liegedauer und Feuchtigkeit des Tuches.

Sie entziehen dem Körper Wärme, ein gutes Beispiel dafür ist der Wadenwickel bei Fieber oder sie erzeugen sie. Einen kalten Wickel vor dem Anlegen gut auswringen oder ihn längere Zeit auf dem Körperteil liegen lassen (20-60 Minuten) – das wirkt wärmeerzeugend. Der Wickel erwärmt sich und das Tuch trocknet langsam aus, dies wirkt schmerzlindernd, schlaffördernd, beruhigend und wirkt bei länger andauernden Krankheiten.

Einen fiebersenkenden Wadenwickel macht man so:

  • Die mit kaltem Wasser getränkten Wickeltücher leicht auswringen
  • Um beide Waden wickeln
  • Kurze Zeit dort belassen (5-10 Minuten)
  • Das Fieber sinkt und der Kopf leitet die vermehrte Hitze ab. Das stärkt den durch das Fieber geschwächten Kreislauf, regt das Lymphsystem an und der Organismus entgiftet vermehrt über die Haut. Kurz angelegte kalte Wickel helfen über den Wärmeentzug bei Fieber und Schmerzen. Wichtig ist, dass die Tücher wieder abgenommen werden bevor sie trocknen und warm werden. Bei starken Schmerzen oder Fieber sollten Sie je nach Bedarf das kalte Tuch öfter Wechseln. Doch sollte dabei das Fieber nicht unter 39 Grad sinken.

Der Eiswickel:

…stellt eine besonders starke Hyperämisierung dar. Eiswürfel werden zerhackt und in einem Beutel oder eine Wärmeflasche gefüllt und auf die schmerzende Stelle gegeben. Kann beliebig oft wiederholt werden. Bei akutem Gichtanfall, akuten Schmerzen, Muskelfaserriss oder Stichen von Bienen, Wespen usw.

Wichtig: Wickel und Kompressen ersetzen natürlich keinen Arztbesuch!

Diverse Richtlinien für den Wickelerfolg:

  • einen günstigen Zeitpunkt finden, zB beruhigende Wickel abends, anregende Wickel morgens
  • ruhige Umgebung ohne TV oder Smartphone
  • Zimmer vorher gut lüften, aber nicht auskühlen
  • vorher auf die Toilette gehen
  • Kinder nicht alleine lassen
  • gut zudecken, speziell die Füße müssen warm sein
  • auf Reaktionen achten
  • Wickel rasch entfernen, anschließend gut nachtrocknen und wieder einpacken
  • nachruhen, gut eingepackt für 30- 45 Minuten
  • danach viel trinken
  • Bei Bedarf Kleidung wechseln
  • nur 1-2 Wickel tgl für maximal 5 Tage, Pause 2 Tage, ev. Serie wiederholen. Ausnahme: der wärmeentziehende Wickel bei hohem Fieber oder der Halswickel bei Halsentzündungen, diese beiden kann man öfter auflegen.

 

Die wichtigsten Wickel für den Hausgebraucht, gibt es ab kommender Woche im zweiten Teil unserer Wickelserie.

 

Vielen herzlichen Dank an Margit Grossegger, FNL-Funktionärin, Stützpunktleiterin Eberstein und FNL-Kräutergartenbetreuerin,  für diese fundierte Anleitung