Pflanzenpoesie – Löwenzahn

Taraxacum officinale

Pusteblume—Röhrlsalat
Lebens-ahn im Festornat

Überall siehst du mich stehen,
am Wege, auf Wiesen. im Tale ,auf Höhen.
Noch bevor meine Röhren Erdgaben hochzieh´n
bringen kleine Zahnblätter lebkräftiges Grün.
Ich bringe im Frühling als Erster den Gruß
der erwachenden Erde für Kopf, Hand und Fuß.
Schau wie beweglich die Zacken sich spitzen
um deine schlafenden Sinne zu ritzen
und der Blüte strahlendes Gold im Bilde
spiegelt die Sonne in ihrer Milde
und in ihrer unermüdlichen Kraft
die auch dir immer wieder neu Leben schafft.
Du atmest leicht ein und ebenso aus
und wenn ich entbinde die Samen im Haus
darf sanfter und stärkerer Wind es wagen
mein Geschirm in alle Welt zu tragen.
Schau, meine Schirme über dem Feld –
so beschirme ich dich und die Welt.

Der Schirme Kraft ist erst dann zu fassen
wenn sie sich irgendwo niederlassen,
denn Wind wie Geist weht wo er will,
doch findet jeder sein rechtes Ziel.
Drum, bist du auf Erden gereift zuhaus
Sende auch du deine Schirme aus
Laß auf allen Winden heilsam sie segeln
bekenne : nichts vermagst du zu regeln
auf ihrer Fahrt in die neue Ferne ~
nimm sie ans Herz und habe sie gerne,
sei deiner Früchte Lebens-ahn
sowie ich der Löwenzahn.

 

Dr. Hans Thaler,

Möllbrücke

 

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